Schlüssige Reihenfolge bei der Tastaturbedienung (WCAG-Kriterium 2.4.3)

Was bedeutet dieses Kriterium und was sind die häufigsten Barrieren?

Was bedeutet das Kriterium?

Wenn Nutzer:innen eine Website oder App mit der Tastatur nutzen, muss die Reihenfolge, in der sie Informationen (Links, Formularelemente etc.) mittels Tabulator-Taste der Reihe nach erreichen, schlüssig und nachvollziehbar sein.

Warum und für wen ist das Kriterium wichtig?

Für Nutzer:innen, die der Reihe nach mit der Tastatur navigieren und keine Maus verwenden, ist es essenziell, dass sie Inhalte in einer sinnvoll nachvollziehbaren Reihenfolge erreichen. Das kann Menschen mit motorischen Behinderungen betreffen oder auch blinde Menschen, die das Web mit Screenreadern und Tastaturnavigation nutzen. Für diese Zielgruppe ist die Fokusreihenfolge beispielsweise beim Ausfüllen eines Online-Formulars essenziell. Für Nutzer:innen, die aufgrund einer Sehbehinderung starke Vergrößerungen nutzen, ist es ebenfalls wichtig, dass der Fokus bei der Navigation nicht an eine unerwartete Stelle springt.

Was sind die häufigsten Fehler bei diesem Kriterium und wie können sie behoben bzw. vermieden werden?

Verdeckte Inhalte werden fokussiert:

Inhalte, die von einem Overlay (bspw. Menü) überdeckt und daher nicht sichtbar sind, können trotzdem mit der Tastatur angesteuert werden.

Deaktivierte Schaltflächen oder Elemente, die keine Funktion (mehr) haben und visuell ausgeblendet sind, kommen in der Fokusreihenfolge vor. Diese sollten auch aus der Fokusreihenfolge entfernt werden.

Fokus ist an einer nicht erwartbaren Stelle:

Der Fokus wird an eine Stelle gesetzt, die nicht erwartbar ist, z. B.:

  • Der Fokus wird beim Aufruf einer Seite auf ein interaktives Element weiter unten auf der Seite gesetzt. Der Fokus sollte in den meisten Fällen am Beginn der Seite sein, da sonst der Überblick für Screenreader-Nutzer:innen erschwert wird bzw. Tastatur-Nutzer:innen umständlich navigieren müssen.
  • Der Fokus wird beim Schließen eines Dialogs nicht wieder auf den Auslöser des Dialogs gesetzt, sondern an eine andere Stelle der Seite. Hier ist insbesondere für Screenreader-Nutzer:innen sehr schwer nachzuvollziehen, wo sie sich auf der Seite befinden.
  • Beim Aktivieren eines Skip-Links oder Inhaltsverzeichnis-Links wird nur der visuelle Viewport zum aufgerufenen Inhalt verschoben. Der Fokus verbleibt beim ursprünglich aktivierten Link und es ist insbesondere für Screenreader-Nutzer:innen nicht nachvollziehbar, was passiert ist. Der Fokus sollte programmatisch auf das Zielelement gesetzt werden.

Reihenfolge der fokussierten Elemente ist nicht sinnvoll:

Beim ersten Besuch einer Website erscheint z. B. ein Cookie-Dialog oder Cookie-Banner. Dieser sollte den Fokus als Erstes erhalten, damit die Nutzer:innen ihre Cookie-Einstellungen tätigen können. In vielen Fällen springt der Fokus erst am Ende der Seiteninhalte zum Cookie-Dialog oder -Banner, da der Dialog im Quelltext der Website am Ende steht.

Oder es kommen Schaltflächen vor dem zugehörigen Inhalt, beispielsweise ein „Suchen“-Button vor der Eingabemöglichkeit diverser Suchoptionen. Der Button sollte erst nach den Optionen kommen.

Dialog oder Fenster ist geöffnet, aber der Fokus liegt nicht darauf:

Ein Eingabefenster öffnet sich, aber der Fokus liegt noch außerhalb des Fensters. Für Screenreader-Nutzer:innen ist schwer nachvollziehbar, dass hier Inhalte im geöffneten Fenster verfügbar sind.

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